Praktisches Hygiene-Grundlagenwissen für Ihren Praxisalltag

Wie wähle ich das passende Desinfektionsmittel? Wie lange kann ich ein Desinfektionsmittel benutzen oder wie lange überleben Keime auf einer Oberfläche? Die Hygienefachbegriffe können sehr verwirrend sein, daher haben wir Ihnen in diesem Beitrag die wichtigsten Grundlagen zum Thema Hygiene zusammengefasst.

Infektionswege erkennen

Von Patient zu Patient, von einer Körperstelle des Patienten auf eine andere, vom Patient zum Behandler, vom Behandler zum Patient – Infektionswege, die in der Praxis relevant sind und die es zu unterbinden gilt. Keime können direkt d. h. über Körperkontakt oder indirekt über Gegenstände übertragen werden. Die Keimverschleppung von Patient zu Patient erfolgt meist durch kontaminierte Gegenstände.

Während der Behandlung spielt die Übertragung vom Patient auf den Behandler eine große Rolle. Hautkontakt mit infizierter Haut, Verletzungen, Schleifstaub oder Hautschuppen können Infektionen auslösen. Geeignete Schutzmaßnahmen können hier Abhilfe schaffen.

Überdauerungszeit von Keimen auf unbelebten Oberflächen:

Eine niedrige Temperatur und hohe Feuchtigkeit erhöhen die Lebensdauer der meisten Bakterien, Viren und Pilze. Haut- und Handkontakt mit kontaminierten Flächen können als Hauptübertragungsweg ausgemacht werden. Kontaminierte Hände können beispielsweise Viren auf fünf weitere Oberflächen oder 14 andere Gegenstände transferieren¹.

  • Pseudomonas aeruginosa - bis 16 Monate
  • Staphylococcus aureus einschl. MRSA - bis 7 Monate
  • Mycobacterium tuberculosis - bis 4 Monate
  • Candida albicans - bis 4 Monate
  • Herpes-simplex-Virus Typ 1 und 2 - bis 2 Monate
  • Papovavirus - 8 Tage
  • HBV und HIV - mehr als 1 Woche
  • Noro-Virus - bis 7 Tage


¹
Quelle: Kramer, A., Schwebke, A., Kempf, G.: How long do nosocomial pathogens persist on inanimate surfaces? A systematic review. BMC Infect. Dis 2008; 61: 130.

Reinigen, Desinfizieren, Sterilisieren

Das maximal erreichbare Ziel ist die Asepsis, d.h. die völlige Keimfreiheit. Als Antiseptik bezeichnet man alle Maßnahmen, die einer Keimverminderung dienen. Das einfachste antiseptische Verfahren ist die Reinigung. Reinigung bedeutet das Entfernen von sichtbaren Verschmutzungen. Die Desinfektion (=Entkeimung) bewirkt die Abtötung, Reduzierung und Inaktivierung von Krankheitserregern mit dem Ziel, das Objekt in einen nicht infektiösen Zustand zu versetzen. Eine Desinfektion kann chemisch oder thermisch in einem Reinigungs- und Desinfektionsgerät (RDG) erfolgen. Bei den verschiedenen Desinfektionsverfahren kommen entweder chemische Substanzen oder physikalische Parameter wie z.B. Temperatur oder Strahlung zum Einsatz. In vielen Bereichen werden chemische Verfahren für die Haut- und Händedesinfektion, die Flächendesinfektion, aber auch zur Instrumentendesinfektion eingesetzt. Die thermische Desinfektion zur Aufbereitung von Instrumenten wird in Form eines Reinigungs- und Desinfektionsgerätes (RDG) angewendet und stellt ein sicheres und validierbares Verfahren dar. Die Sterilisation bewirkt die irreversible Inaktivierung aller vermehrungsfähigen Mikroorganismen inklusive der Dauerformen (Sporen). Die häufig gebrauchte Formulierung: „Sterilisieren heißt keimfrei machen“ ist nicht ganz richtig. Im Regelfall werden vorhandene Mikroorganismen nicht entfernt, sondern meist nur inaktiviert, d.h. die „Reste“ der Mikroorganismen sind immer noch vorhanden. Solche abgetöteten Bakterien oder deren Stoffwechselprodukte werden als Pyrogene (fiebererzeugende Stoffe) bezeichnet.

Auswahl des passenden Desinfektionsmittels

Bei der Auswahl des Desinfektionsmittels muss das zu erwartende Erregerspektrum berücksichtigt werden.

  • Was wirkt gegen Bakterien? - Bakterizides Mittel
  • Was wirkt gegen multiresistente Bakterien? - Bakterizides Mittel
  • Was wirkt gegen Pilze? - Fungizides/levurozides Mittel
  • Was wirkt gegen HIV, HBV, HCV? - Begrenzt viruzides Mittel
  • Was wirkt gegen Warzenviren (HPV)? - Viruzides Mittel oder wirksam gegen Polyoma SV 40

 

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