Nachwuchsförderung – was sind die wichtigsten Bausteine?

Momentan tut sich einiges in der Podologiebranche – ein Umstand, den wir sehr begrüßen, denn es ist dringend notwendig, dass Gesetzgeber, Lehrbeauftragte, Verbände sowie Praxisinhaber gemeinsam neue Schritte gehen, um das Berufsbild des Podologen wieder attraktiver zu machen. Um die aktuellen Herausforderungen besser verstehen und meistern zu können, ist es wichtig, ihren Ursprung zu betrachten. So ist ein wesentlicher Faktor, dass es dem Berufsbild aktuell an inhaltlicher Klarheit und Eindeutigkeit fehlt. Auf der einen Seite besteht der Anspruch auf einen eigenständigen Studiengang (Bachelor/Master) auf der anderen Seite wird über eine Ausdehnung der Ausbildungsdauer diskutiert. Diese gegensätzlichen Ansatzpunkte spiegeln sich auch auf Landesebene wider. Da noch kein Konsens über die bundesweite Einführung der Schulgeldbefreiung besteht, wird die Wettbewerbssituation unter den Schulen verzerrt. Ein weiterer Punkt, der den Beruf des Podologen wieder besser aufgestellt erscheinen ließe, wäre die grundlegende Erneuerung des Podologengesetzes, das dem Podologen mehr Handlungsfreiheit ermöglichen würde. Unser Geschäftsführer Simeon Ruck, bringt es auf den Punkt: „Einen medizinischen Fachberuf einzusetzen, ohne ihm die Fähigkeit zu eigener Befunderhebung und eigenständiger Behandlung zu ermöglichen – das ist einfach ein Widerspruch.“ Ebenso herrscht Uneinigkeit zwischen den Verbänden, was zusätzlich dazu führt, dass das Berufsbild in seiner Außerwirkung leidet. Diese Irritationen spüren letztlich die praktizierenden Podologen selbst am meisten. Grund genug, dass sie sich, entgegen der aktuellen Lage, aktiv dafür einsetzen sollten, den Fuß endgültig aus seinem Schattendasein zu holen, indem sie auch in der Öffentlichkeit für die Bekanntheit des Berufes sorgen, indem sie mehr Selbstbewusstsein für ihre Arbeit entwickeln.  

Die Chancen, im noch relativ jungen Berufsbild des Podologen etwas bewegen zu können, sind hoch. Und so appellieren wir - aus Liebe zur Fußgesundheit- an eine interdisziplinäre Zusammenzuarbeiten aller Beteiligten. Nachstehend wollen wir deshalb die vier relevantesten Themengebiete aufzeigen, die wir als Kernthemen der gezielten Nachwuchsförderung betrachten.

Es gibt einiges zu tun – lassen Sie es uns gemeinsam angehen!


Schulgeldbefreiung, Akademisierung… die podologische Berufswelt ist aufgeladen mit Begriffen, welche für Irritationen sorgen. In einer gemeinsam erarbeiteten Stellungnahme der Schule für Podologie und des Schulträgers – der HELLMUT RUCK GmbH – haben wir versucht, den aktuellen Stand zusammenzufassen. Die Brisanz der Themen ist uns bewusst. Gerade deshalb erscheint es uns wichtig, hier eine klare Position zu vertreten – so wie Sie es von RUCK gewohnt sind. Bei den Verbänden müssen wir immer wieder unterschiedliche Meinungen und Blickwinkel feststellen. Auch dies haben wir bei unserer Betrachtung mit einbezogen. Unabhängig davon ist unser Eindruck, dass wir, auf Grund unserer langjährigen Erfahrung in Aus- und Fortbildung, eine differenzierte Sichtweise vertreten dürfen.

1. Schulgeldbefreiung


Sie wäre das Basiselement für eine gezielte Nachwuchsförderung. Allerdings sollte eine bundeseinheitliche Regelung angestrebt werden, um Wettbewerbsverzerrungen unter den Schulen zu vermeiden. Außerdem ist zu beachten, dass bei der vorherrschenden Struktur der privaten Bildungseinrichtungen eine kostendeckende Finanzierung von entscheidender Bedeutung ist.

2. Kompetenzerweiterung


In den Verbänden werden neue Möglichkeiten zur Aufwertung des Berufsbildes schon seit Jahren diskutiert. Die 2-jährige Vollzeitausbildung wurde bereits an vielen Schulen durch berufsbegleitende Ausbildungswege über drei oder vier Jahren hinweg ergänzt. Im Raum steht eine grundsätzliche Ausweitung der Vollzeitausbildung auf drei Jahre. Für die 2-jährigen Ausbildung weist das Podologengesetz erhebliche Lücken für das selbständige Arbeiten ohne ärztliche Beteiligung auf. Die Alternative einer Zusatzausbildung zum „Sektoralen Heilpraktiker Podologie“ kann nur eine Übergangslösung darstellen. Die Ausweitung der Ausbildungszeit auf drei Jahre könnte daher zur Vertiefung und Erweiterung des Kompetenzbereichs des Podologen beitragen. Voraussetzung dafür wäre jedoch eine grundlegende Reform des Podologengesetzes. Zu bedenken ist bei einer 3-jährigen Ausbildung außerdem, dass viele Schüler Quereinsteiger mit beruflichem Hintergrund und entsprechendem Alter sind. Eine längere Ausbildungsdauer könnte in diesem Fall eher abschreckend wirken.

3. Akademisierung

Ein mögliches Aufbaustudium als neue Entwicklungsperspektive für den Podologen ist nicht entscheidend für die Attraktivität des Berufes. Der Grund liegt darin, dass nur eine verschwindend geringe Anzahl der Menschen, die sich als Podologe berufen fühlen, überhaupt wissenschaftliche, administrative oder pädagogische Tätigkeiten hauptberuflich ausüben möchte. Die Podologie ist ein Dienstleistungsberuf. Die Akademisierung sollte komplett abgekoppelt sein von der grundständigen Ausbildung, um nicht den Eindruck zu erwecken, dass ein grundständig ausgebildeter Podologe keine „richtige“ und komplette Ausbildung hat. Das auf der Ausbildung aufbauende Studium sollte nur an einer medizinischen Fakultät möglich sein und im Wesentlichen medizinische Inhalte vermitteln.


4. Verdienst

Hier sind vor allem die Praxisbetreiber gefordert. Gehälter von unter 2.500 Euro sind einfach nicht mehr zeitgemäß. Im Bereich Pflege haben sich Gehälter von 2.200 -2.600 Euro brutto (Quelle: Gehalt.de, 2019, veröffentlich durch Hamburger Abendblatt) etabliert. Dies sollte auch in der Podologie als Richtschnur dienen. Es gilt: Ohne ausreichenden Anfangsverdienst kein Nachwuchs. Für die Gewährleistung einer wirtschaftlichen Praxisausrichtung ist deshalb die korrekte Kalkulation der Behandlungspreise wichtigste Voraussetzung.

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