Mit der richtigen Ernährung dem Diabetischen Fuß-Syndrom entgegenwirken

Eine ausgewogene Ernährung gehört neben regelmäßiger Bewegung und genau passenden Medikamenten zu einer erfolgreichen Diabetes-Behandlung dazu. Mit einem bewussten Essverhalten kann man drohenden Nerven- und Gefäßschäden am Fuß entgegenwirken. Auch im Hinblick auf die Wundheilung spielt die Ernährung eine oft unterschätzte Rolle.

Schon seit langem gilt: Wer „zuckerkrank“ ist, darf alles essen. Diese Aussage gibt selbstverständlich kein grünes Licht für hemmungslose Schlemmereien. Grundsätzlich gelten auch für den Diabetiker dieselben Empfehlungen wie für Gesunde: viel frisches Gemüse, etwas Obst, reichlich Vollkorn in vielerlei Varianten (Nudeln, Brot, Reis), Kartoffeln und Hülsenfrüchte, in Maßen tierische Lebensmittel wie Fleisch, Wurst, Käse oder Fisch, möglichst selten industriell hergestellte Fertigprodukte, Fast Food, Chips sowie Backwaren und am besten keine gezuckerten Getränke wie Limonaden, Cola oder Eistee.

Pflanzliche Fette sollten bevorzugt werden. Auch Nüsse und Samen liefern wertvolle Fette. Wichtig sind vor allem die Omega-3-Fettsäuren. Die Omega-6-Fettsäuren, die z. B. in Distel- und Sonnenblumenöl enthalten sind, können Entzündungen im Körper fördern und sollten daher nur in geringen Mengen aufgenommen werden. Ein gutes Verhältnis von Omega-3- und Omega-6-Fettsäuren weisen zum Beispiel Lein- und Rapsöl, Leinsamen und einige Nüsse auf. Auch Seefisch hat sich als Omega-3-Quelle bewährt. Fleisch von Tieren aus Weidehaltung enthält mehr Omega-3-Fettsäuren als solches von Vieh aus Stallhaltung.

Um zu verhindern, dass der Zucker aus Kohlenhydraten zu schnell aus dem Darm ins Blut übertritt, wird eine ballaststoffreiche Ernährung empfohlen. So steigt der Blutzuckerspiegel nur langsam an und der Körper kann ihn besser regulieren. Reich an unverdaulichen Ballaststoffen sind vor allem Vollkornprodukte, Hülsenfrüchte, Nüsse sowie viele Obst- und Gemüsesorten. Ein ballaststoffreicher Kostplan verbessert die Insulinempfindlichkeit und sorgt für ein länger anhaltendes Sättigungsgefühl. Vor allem letzteres kann bei einer Gewichtsabnahme helfen. Denn ausgeprägte Fettansammlungen am oder im Bauch gehören zu den wichtigsten Treibern einer Insulinresistenz bzw. der Entstehung eines Typ-2-Diabetes. Eine maßvolle Gewichtsreduktion kann die diabetische Stoffwechsellage deutlich verbessern. Alle Ernährungsempfehlungen zur Gewichtsabnahme sind auf Langfristigkeit auszulegen und müssen individuelle persönliche Vorlieben berücksichtigen. Nur dann können sie im Alltag erfolgreich umgesetzt werden.

Nerven und Gefäße schützen

Eine konsequente Blutzuckereinstellung hilft ganz besonders auch den Füßen. Sensorische und motorische Nerven sowie das vegetative Nervensystem werden durch zu hohen Blutzucker gleichermaßen geschädigt. Es gilt: Je länger ein Nerv ist, umso mehr Angriffsfläche bietet er. Deshalb beginnt die sensorische Neuropathie immer in den Füßen. Falls ein Patient langfristig keine gute Blutzuckereinstellung hat – aus welchen Gründen auch immer – entwickeln sich auch in den Händen Symptome wie Kribbeln, Brennen und gestörtes Temperaturempfinden.

Wie stark ein zu hoher Glukose-Spiegel die Nerven schädigen kann, zeigen „toxische Geschehen“, bei denen es beispielsweise zu einer plötzlichen einseitigen Augenmuskellähmung kommen kann. In derart akuten Situationen lässt sich freilich durch ein optimales Essverhalten nichts ausrichten. Ein zu hoher Blutzuckerspiegel schädigt auf Dauer auch die Gefäße, was eine Beeinträchtigung der Durchblutung und schließlich der Wundheilung zur Folge haben kann. Leider lässt sich die Entstehung einer Läsion auch bei einwandfreier Blutzuckereinstellung nie ganz ausschließen, ebenso wenig ist eine Läsion nur durch eine verbesserte Zuckereinstellung reversibel. Aber: Eine disziplinierte Ernährung trägt entscheidend dazu bei, das Fortschreiten solcher Schädigungen aufzuhalten.

Patienten mit chronischen Wunden leiden nicht selten unter einer Mangelernährung (Malnutrition), die sich durch eine zu geringe Kalorienaufnahme und/oder durch unzureichende Zufuhr bestimmter Nährstoffe entwickelt. Mögliche negative Folgen der Malnutrition für die Wundheilung sind eine verlängerte Entzündungsphase, eine verminderte Kollagensynthese, eine reduzierte Fibroblastenaktivität, eine eingeschränkte Angiogenese, verzögertes Remodelling sowie eine beeinträchtigte mechanische Stabilität der Wunde.

Gut zu wissen: Man sieht einem Patienten eine Mangelernährung nicht unbedingt an. So ist eine starke und zügige Gewichtsabnahme bei einem schwer adipösen Patienten zwar grundsätzlich zu begrüßen, doch selbst mit einem BMI von 30 kann der Betreffende mangelernährt sein. Unspezifische Frühsymptome wie Antriebslosigkeit und Müdigkeit werden häufig als Depressivität oder Demenz fehlinterpretiert.

Maßnahmen zur Feststellung einer Mangelernährung:

  • Klären, ob es eine ungewollte Gewichtsabnahme innerhalb der letzten drei Monate gab
  • Messungen der Trizepshautfalte und des Armmuskelumfangs
  • Bestimmung der Anteile an Körperwasser, Fettmasse und Körperzellmasse
  • Prüfung bestimmter Blutwerte

Wundheilung fördern

Die gesunde Ernährung ist ein entscheidender Faktor bei der Wundheilung, denn der Körper verlangt in dieser Situation nicht nur mehr Nährstoffe wie Kohlenhydrate und Eiweiße, sondern auch ein Plus an Vitaminen, Mineralstoffen und Spurenelementen. Besonders wichtig sind Eisen (dunkles Fleisch, Hülsenfrüchte, grüne Gemüse, Haferflocken, Nüsse, Kerne und Samen), Kupfer (Fisch, Leber, Cashewnüsse, Vollkornprodukte, Hülsenfrüchte) und Zink (Emmentaler, Erdnüsse, Haferflocken, Rindfleisch, Paranüsse, Linsen, Gouda, Mais). Der Nährstoff, der am häufigsten bei Patienten mit Wundheilungsstörungen fehlt, ist jedoch das Eiweiß. Oft steckt permanenter Appetitmangel, verbunden mit einer Ablehnung von Fleisch, dahinter. Betagte, häufig einsame Patienten ernähren sich einseitig und essen z. B. überwiegend Weißbrot mit Marmelade, Zwieback, Kuchen, Pudding oder Joghurtzubereitungen.

Die Ernährungsempfehlungen für eine eiweißreiche Kost müssen dem jeweiligen Patienten angepasst sein. Eine schlechte Nierenfunktion beispielsweise gestattet keine eiweißreiche Kost. Eiweiß-Quellen sind vor allem tierische Lebensmittel wie Fleisch und Fisch, Eier und Milchprodukte, aber auch viele pflanzliche Lebensmittel wie Hülsenfrüchte, Vollkorngetreide, einige Gemüsesorten (Gartenbohnen, Champignons) oder Kartoffeln.

Außerdem muss der Kostplan genügend Kohlenhydrate enthalten, damit nicht körpereigenes Eiweiß zur Energiegewinnung abgebaut wird. „Schlechte Esser“ sollten Fett nicht einschränken, sondern eher mal „eine Schippe drauflegen“. Zumal die mehrfach ungesättigten Omega-3-Fettsäuren (Lein- und Rapsöl, Lachs, Hering, Makrele, Sardellen, Leinsamen, Walnüsse, Peka-, Erd- und Cashewnüsse) Studien zufolge die Wundheilung verbessern und Entzündungsreaktionen reduzieren.

Kohlenhydrate und Blutzucker

Alle Nahrungsmittel, die Kohlenhydrate enthalten, bewirken einen Anstieg des Blutzuckers – allerdings in unterschiedlichem Tempo. So gelangen komplexe Kohlenhydrate aus Vollkornprodukten über den Darm langsamer ins Blut und verhindern so Blutzuckerspitzen nach dem Essen. Gleichzeitig halten sie länger satt. Welches Tempo welchen Lebensmitteln zugeordnet werden kann, zeigt die folgende Übersicht:

Tempo-Ranking der Kohlenhydrate

Zuckerhaltige Getränke, Süßigkeiten*: Schießen ins Blut
Weißmehlprodukte und Obst: Fließen ins Blut
Vollkorngetreideprodukte und Kartoffeln: Rinnen ins Blut
Kohlenhydrate aus Milch: Tröpfeln ins Blut Kohlenhydrate aus
Gemüse und Hülsenfrüchten: Sickern ins Blut

*eine Ausnahme stellen fettreiche Süßigkeiten wie z.B. Schokolade dar, da die Resorption des Zuckers durch den hohen Fettgehalt verlangsamt wird.

Zum Vergleich:

  • Apfelsaft erhöht den Blutzucker schneller als ein frischer Apfel (Apfelmus liegt in seiner Wirkung dazwischen),
  • Weißbrot erhöht den Blutzucker rascher als Vollkornbrot,
  • Kartoffeln lassen den Blutzucker schneller ansteigen als Linsen.

 

Die Autorin:

Doro Kammerer, Diplom-Ernährungswissenschaftlerin (Dipl.oec.troph./Universität Gießen), Journalistin und Referentin für Gesundheitsthemen mit den Schwerpunkten Ernährung, Bewegung und Psyche.


Nicht nur in der Diabetes-Behandlung, sondern auch für die Gesundheit jedes Menschen spielt die Ernährung eine wichtige Rolle. Auch die Leistungsfähigkeit im Sport wird durch die richtige Ernährung entscheidend beeinflusst. Kohlenhydrate sind dabei wichtigster Brennstoff und Energielieferant. Lesen Sie dazu demnächst mehr in diesem Blog!

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