Berufsbild Podologie – Eine gemeinsame Vision für die Zukunft

Schon vor Inkrafttreten des Podologengesetzes 2002 waren Diabetes und die damit verbundenen Fußkomplikationen die stärksten Triebfedern für die Gesetzgebung. Auch heute ist die Diabetikerversorgung einer der wichtigsten Aufgabenbereiche der Podologie. Das Problem: Bei rund 8 Millionen Diabetikern deutschlandweit ist eine flächendeckende podologische Versorgung bei weitem nicht gewährleistet. Somit stehen wir vor der Herausforderung, möglichst viele junge Menschen für den Gesundheitsfachberuf Podologie zu begeistern. Der Fachkräftemangel ist eines der ganz großen aktuellen Themen.

Doch auch weitere wichtige Fragen treiben die Branche um. An erster Stelle kann die Schulgeldfreiheit genannt werden, welche bisher nur in einzelnen Bundesländern ganz oder teilweise umgesetzt wurde. Ebenso wichtig wäre eine Novellierung des Berufsgesetzes. Denn ein selbständiges Arbeiten bei krankhaften Veränderungen ist auf rechtlicher Basis aktuell kaum möglich. Die Prüfung zum sektoralen Heilpraktiker Podologie, welche die notwendigen Freiheiten mit sich bringt, kann dabei nur als Übergangslösung angesehen werden. Nachstehend wollen wir die vier Kernthemen aufzeigen, die für eine gezielte Nachwuchsförderung und die Zukunft des Berufsbilds entscheidend sind. Dabei ist es ganz wichtig, dass wir alle eine gemeinsame Vision für die Podologie finden. Denn nur gemeinsam – wenn Podologen, Berufsverbände und Bildungsträger an einem Strang ziehen – ist eine nachhaltige Veränderung möglich.

Ganz ohne Schulgeld?

Aktuell wird das Thema Schulgeldbefreiung heftig diskutiert. Bereits in elf Bundesländern wird das Schulgeld ganz oder teilweise übernommen. Da Schule und Ausbildung Ländersache sind, gibt es keine einheitliche Lösung für Deutschland. Die Schulgeldfreiheit ist Basiselement für eine gezielte Nachwuchsförderung. Allerdings sollte eine bundeseinheitliche Regelung angestrebt werden, um Wettbewerbsverzerrungen unter den Schulen zu vermeiden. Außerdem ist zu beachten, dass bei der vorherrschenden Struktur von privaten Bildungseinrichtungen eine kostendeckende Finanzierung von entscheidender Bedeutung ist.

Mehr Ausbildungszeit, mehr Kompetenzen

In den Verbänden werden neue Möglichkeiten zur Aufwertung des Berufsbildes seit Jahren diskutiert. Die 2-jährige Vollzeitausbildung wurde bereits an vielen Schulen durch berufsbegleitende Ausbildungswege über drei oder vier Jahren hinweg ergänzt. Im Raum steht zudem eine grundsätzliche Ausweitung der Vollzeitausbildung auf drei Jahre.

Durch eine 3-jährige Vollzeitausbildung kann eine Vertiefung und Erweiterung des Kompetenzbereichs des Podologen erreicht werden. Voraussetzung dafür wäre eine grundlegende Reform des Podologengesetzes, das bisher erhebliche Lücken für ein selbständiges Arbeiten ohne ärztliche Beteiligung aufweist. Nicht vergessen werden darf jedoch, dass viele Schüler Quereinsteiger mit beruflichem Hintergrund und entsprechendem Alter sind. Eine längere Ausbildungsdauer könnte in diesem Fall abschreckend wirken.

Konkurrenzfähiger durch Akademisierung

Eine zusätzliche Akademisierung kann den Beruf auf eine ganz neue Ebene heben. Forschung und wissenschaftliches Arbeiten lassen sich auf diesem Wege etablieren, was langfristig zu einer Qualitätssicherung in der Podologie führt. Möglich wird zudem eine interdisziplinäre Zusammenarbeit auf Augenhöhe. Der Beruf wird deutlich aufgewertet und konkurrenzfähiger. Denn Deutschland hinkt im internationalen Vergleich deutlich hinterher. Das Studium als Entwicklungsperspektive für den Podologen ist jedoch nicht entscheidend für die Attraktivität des Berufes. Es ist absehbar, dass nur eine geringe Anzahl der Menschen, die sich als Podologe berufen fühlen, wissenschaftliche, administrative oder pädagogische Tätigkeiten hauptberuflich ausüben möchte. Die Akademisierung sollte deshalb komplett abgekoppelt sein von der grundständigen Ausbildung, um nicht den Eindruck zu erwecken, dass ein grundständig ausgebildeter Podologe keine „richtige“ und komplette Ausbildung hat. Beide Wege haben ihre Berechtigung und beide Wege sollten auch zukünftig als Zugang in den Beruf offen stehen.

Angemessene Bezahlung

Bei den Verdienstmöglichkeiten gibt es viel Luft nach oben, denn wer ein Bachelor-Studium abschließt erwartet nicht nur entsprechende Aufstiegsmöglichkeiten, sondern auch ein angemessenes Gehalt. Im Bereich Pflege haben sich inzwischen Gehälter von 2.400 - 3.100 Euro brutto (Quelle: Gehalt.de) etabliert. Ein Gehalt von 3.000 Euro sollte deshalb in der Podologie als Mindest-Richtschnur dienen. Es gilt: Ohne ausreichenden Anfangsverdienst kein Nachwuchs.

Mit Hilfe eines Bildungsdarlehens kann jeder Praxisinhaber den Weg in den Beruf ebnen und gleichzeitig seine Mitarbeiter noch stärker an sein Unternehmen binden. Die korrekte Kalkulation der Behandlungspreise bei Privatpatienten bzw. eine angemessene Vergütung durch die Krankenkassen sind dabei wichtigste Voraussetzungen für eine wirtschaftliche Praxisführung.

Das alles ist Grund genug für jeden, sich aktiv dafür einzusetzen, den Fuß endgültig aus seinem Schattendasein zu holen. Die Chancen, im noch relativ jungen Berufsbild des Podologen etwas bewegen zu können, sind hoch.

Schulgeldfreiheit, Kompetenzerweiterung, Akademisierung – wie stehen Sie zu den einzelnen Fragen?
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